Die neue
Orgel der Luther-Melanchthongemeinde in Durlach
Jedes neues
Orgelwerk stellt an den Erbauer neue
Anforderungen, da keine Orgel der anderen
gleicht. Auf der einen Seite setzt die
Finanzierbarkeit Grenzen, auf der anderen Seite
ist eine solide technische und klangliche
Ausführung unerlässlich. Oftmals werden durch
enge Platzverhältnisse Sonderlösungen notwendig.
Der Orgelbauer muss seine Vorstellungen mit den
Wünschen und Erwartungen seiner Auftraggeber in
Übereinstimmung bringen.
Die Standortfrage
Auch bei der Planung der neuen Orgel in das
Luther-Melanchthon-Gemeindezentrum waren diese
Fragen zu klären. So schied der eigentlich
naheliegende Standort für die Orgel vor der
Ostwand aus, da man sich die Möglichkeit den
Altar zu einem späteren Zeitpunkt nach Osten
auszurichten, erhalten wollte. So ergab sich
der Standort vor der Westwand für den Aufbau der
Orgel.
Das Orgelgehäuse
ist in der Ansicht aus massivem Ahornholz
errichtet. Es dient nicht nur als Verblendung
für die Innenkonstruktion sondern ist
gleichzeitig auch Klangraum für das gesamte
Pfeifenwerk. Die Front des Obergehäuses wird
ausschließlich durch Metallpfeifen gebildet. Die
Gliederung der einzelnen Pfeifenfelder wird
durch einzelne vorstehende Pfeifen aus der 8'
Lage des Salizionals erreicht. Diese Felder
werden auch rechts und links seitlich um das
Gehäuse herumgezogen, um den Prospekt besser zur
Hauptblickrichtung auszurichten. Die großen
Holzpfeifen von Subbass 16' stehen flankierend
rechts und links und bilden praktisch das
Seitengehäuse.
Die Spielanlage
ist vorn im Untergehäuse eingebaut. Drei
Klaviaturen sind vorhanden, zwei
Manualklaviaturen (mit den Händen zu spielen)
und eine Pedalklaviatur ( mit den Füßen zu
spielen).
Die mechanische
Spieltraktur stellt die Verbindung zwischen
der Spielanlage und den Pfeifen her. Das I.
Manual (Hauptwerk) ist als hängende Traktur
konzipiert. Das zweite Manual (Unterwerk) spielt
über zweiarmige Tasten und strahlenförmig
angeordnete Wippen in die Windlade ein. Durch
die Kraft der Finger der Organisten werden die
Ventile geöffnet. Die Mechanik verbindet den
Vorteil jahrzehntelanger Haltbarkeit und
Funktionssicherheit mit der sensiblen und
direkten Steuerung, wie es kein anderes System
aufweist. Die Verbindung der Registerzüge mit
den entsprechenden Einschaltungen, der Bewegung
der Schleifen und der sogenannten Schleiflade,
ist sehr robust ausgelegt, teils aus Massivholz,
teils aus Stahlrohren hergestellt. Die gezogenen
Schleifen öffnen jeweils für 54 bzw. für 27
Pfeifen die Windzuführung. Es erklingen die
Pfeifen, deren Ventil durch Tastendruck geöffnet
wird.
Der Werkaufbau
Das Instrument enthält 11 klingende Register
verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Die Pfeifen
von Hauptwerk und Pedal stehen auf einer
gemeinsamen Schleiflade. Drei Register sind
zudem als Transmission sowohl im Manual als auch
im Pedal spielbar. Das zweite Manual wurde
platzsparend als Unterwerk konzipiert, so dass
die Orgel mit einer geringen Tiefe auskommt.
Die Gebläseanlage
besteht aus einem Elektro-Ventilator, der 8 m³
Luftleistung in der Minute erzeugt, einem
Vorbalg und zwei Windladenbälgen. Auch diese
Konstruktion trägt dazu bei, dass die
Gesamtabmessungen des Instruments kompakt
gehalten werden können.
Das Pfeifenwerk
ist zum größten Teil aus einer
Zinn-Blei-Legierung hergestellt. Wenige große
Pfeifen, die voll und rund klingen sollen, sind
aus Holz gebaut. Eine Besonderheit stellen die
großen Gliederungspfeifen im Prospekt dar. Um
sie optisch von den hochglänzenden Zinnfeifen
abzusetzen, wurden diese Pfeifen aus Zink mit
matter Oberfläche geliefert. Die Pfeifen der
Prinzipale, Streicher und Mixturen sind aus 75
-85 % Zinnanteil und 15-25 % Bleianteil
gefertigt. Gedackte und Flöten sind aus 40 %
Zinnlegierung gefertigt. Das Material wird in
Platten gegossen, gehobelt und poliert. Die
Zinnpfeifen im Prospekt sind mit der Ziehklinge
von Hand abgezogen worden, was einen
seidenmatten Glanzgrad erzeugt.
Die Intonation
Dem Einstellen der Klangstärken jedes einzelnen
Registers liegen Erfahrungswerte zugrunde , die
sich im wesentlichen mit der Arbeit an
wertvollen historischen Orgeln ergeben haben.
Neben verschiedenen klanglichen Funktionen des
Instruments muss in Durlach der speziellen
Raumakustik Rechnung getragen werden. Die
Intonation ist darauf ausgerichtet, die
Begleitung des Gemeindegesangs, das
Zusammenspiel mit anderen Instrumenten und
konzertantes Orgelspiel zu gewährleisten.
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